Mein Lieblingspullover gibt langsam den Geist auf.
Ich könnte weinen. Er wird immer fadenscheiniger, hat ein paar kleine Löcher und ich habe ihn schon des öfteren geflickt. Aber irgendwann ist auch der liebste Lieblingspullover nicht mehr zu retten.
Was also tun?
Na, einfach den Schnitt kopieren und einen neuen Pullover nähen! Ist doch logisch.
Und so habe ich es gemacht:
Erstens: Die Hilfmittel
Um einen Schnitt zu kopieren brauchst Du:
Zweitens: Den Pullover vorher waschen
Ich möchte den Schnitt nicht von der ausgeleierten getragenen Form abnehmen, sondern von der möglichst fabrikneuen. Deshalb ist der erste Schritt immer, das Kleidungsstück vorher zu waschen und zu bügeln, damit es in die ursprüngliche Form zurückspringt.
Drittens: Den Pullover zur Hälfte legen
Schnittmuster werden in der Regel nur für eine Körperhälfte gemacht. Dasselbe gilt auch für das Kopieren eines Schnittes.
Deshalb falte ich den Pullover entlang der vorderen Mitte zur Hälfte.
Viertens: Das Rückenteil kopieren
Ich lege die Pullovermitte an der Papierkante an.
Dann fahre ich den Umriss des Pullovers mit einem Stift nach. Dabei mache ich kurze Striche und achte darauf, dass ich nicht zu weit nach außen gerate, sondern möglichst die Maße meines Pullovers treffe.
Anschließend lege ich den Pullover zur Seite und kontrolliere die Maße mit dem Maßband. Ich messe auf Höhe wo das Armloch beginnt. Das entspricht in etwa dem Brustumfang.
Stimmen Schnitt und Original überein, verbinde ich die gestrichelten Linien mit dem Geodreick. Kurven zeichne ich freihand. Am Übergang von hinterer Mitte zu Saum achte ich auf einen rechten Winkel.
Weil ich Schnitte mit Nahtzugaben mag, zeichne ich auch gleich die Naht- und Saumzugaben mit dran.
Bingo! Das Rückenteil ist fertig.
Fünftens: Das Vorderteil kopieren
In meinem Fall entspricht das Vorderteil ziemlich genau dem Rückenteil, was die ganze Sache einfacher macht. Ich kopiere einfach mein Papier-Rückenteil, ohne dass ich mein Original noch einmal umfahren muss.
Lediglich der Halsausschnitt ist am Vorderteil etwas tiefer ausgeschnitten als am Rückenteil.
Ich messe den Unterschied der Halslochtiefe am Original (2 cm) und zeichne den tieferen Halsausschnitt im Vorderteil ein. Dabei achte ich wieder auf einen rechten Winkel zwischen vorderer Mitte und Halsausschnitt.
Und voilá! Das Vorderteil ist fertig.
Sechstens: Den Ärmel kopieren
Zuerst zeichne ich eine lange Linie auf mein Schnittpapier, so dass rechts und links von der Linie genügend Platz bleibt. Die Linie ist mindestens so lange wie der Ärmel.
An dieser Linie lege ich meinen zur Hälfte gelegten Ärmel an. In meinem Fall ist der Ärmel symmetrisch, was das Ganze natürlich sehr vereinfacht.
Anschließend umfahre ich den Ärmel mit dem Stift, wie zuvor beim Rückenteil.
Ich entferne mein Original und zeichne die Linien mit dem Lineal nach. Auch hier gilt: Am Übergang vom Saum zur Ärmelnaht sollte die Ärmelnaht ein kurzes Stück im rechten Winkel zum Saum verlaufen.
Auch hier zeichne ich die Nahtzugaben gleich mit dran.
Anschließend falte ich das Papier an der Mittellinie, die ich zuvor gezeichnet habe. Theoretisch könnte man den halben Ärmel einfach ausschneiden, das Papier wieder auseinanderfalten und erhält so einen ganzen Ärmel.
Ich habe mir aber die Mühe gemacht, den Ärmelumriss mit Kopierrädchen und Kopierrad auf die Papierrückseite zu übertragen. Wenn ich das Papier wieder auseinanderfalte, habe ich einen ganzen Ärmel und kann den Ärmelschnitt jetzt offen ausschneiden. So wird es genauer, als wenn ich das Papier gefaltet schneiden würden.
Sorry, das Bild ist etwas unscharf.
Die durchgeradelte Linie.
Siebtens: Die Belege
Jetzt fehlen nur noch die Halsbelege. Dazu messe ich die Belegbreite am Original. Für meinen Papierschnitt kopiere ich den vorderen und hinteren Halsauschnitt vom Rücken- bzw. Vorderteil mit einem Stück von der Schulternaht. Anschließend zeichne ich eine parallele Linie zum Halsausschnitt im Abstand der gewünschten Belegbreite. Die geraden Strecken zeichne ich mit dem Geodreieck, in den Kurven zeichne ich eine gestrichelte Linie, die ich dann mit der Hand verbinde.
Die Nahtzugaben habe ich bereits mitkopiert, weil sie am Rücken- und Vorderteil ja bereits enthalten sind.
Achtens: Schnitt beschriften und das war's!
Zum Schluss beschrifte ich noch meine Schnittteile. Im Moment weiß ich zwar noch, was was ist, aber später möchte ich auch noch wissen, dass das der Schnitt meines Lieblingspullovers war.
Ich beschrifte die einzelnen Teile und markiere mir den Fadenlauf.
Fazit:
Mein neuer Lieblingspullover! Ich liebe ihn schon genauso, wie das Original. Sogar noch mehr, denn er hat eine tolle Farbe und vor allem: er hat keine Löcher!
Generelle Tipps zum Kopieren von Kleidung:
Hier sind die generellen Tipps zum Kopieren von Kleidungsstücken noch einmal zusammengefasst:
Ich wünsche Fröhliches Schnittkopieren!
Liebe Sabine! Vielen lieben Dank für deine tolle Beschreibung und wundervolle Formulierung! Genial
Liebe Claudia,
vielen Dank für das Lob aus berufenem Munde 🙂
Das freut mich sehr!
Viele Grüße!